Blackbox Abschiebung

Jährlich werden tausende Menschen in ihre Herkunftsländer oder andere EU-Staaten abgeschoben – ungeachtet dessen, was sie dort erwartet. Menschen werden gewaltvoll und nicht selten rechtswidrig aus ihrem sozialen Umfeld gerissen und wissentlich in lebensbedrohliche Situationen gebracht – zurück in Armut, Verfolgung oder gar Krieg. Eine Politik, die vollkommen außer Acht lässt, dass hinter all diesen Entscheidungen menschliche Schicksale stehen. Auch aus Würzburg werden regelmäßig Menschen abgeschoben. Im Oktober 2022 erlangte etwa der Fall von einem jungen in Würzburg lebenden Mann durch die Kampagne »#OsaivbieBleibt« Aufmerksamkeit, die bis heute durch ein breites zivilgesellschaftliches Netzwerk getragen wird. Die meisten Abschiebungen finden jedoch fernab von der breiten Öffentlichkeit statt und bleiben in isolierten Lagern unsichtbar. Gleichzeitig verstecken sich tagtäglich Tausende von Menschen vor Abschiebungen, finden Wege, sich den gewaltsamen Abschieberazzien zu entziehen oder leisten anderweitig Widerstand.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Blackbox Abschiebung: Wie Deutschland und die EU Menschen illegalisieren« werfen wir einen kritischen Blick auf den Themenkomplex der Abschiebungen in Deutschland und Europa. Die Teilnehmer*innen bekommen Einblicke in die Hintergründe, aktuelle Strategien, Instrumente und Folgen der europäischen sowie deutschen Abschottungs- und Externalisierungspolitik. Nicht zuletzt werden auch Möglichkeiten und praktische Beispiele des Widerstands aufgezeigt. Die Bildung eines kritischen Bewusstseins über die behandelten Themen erachten wir als ebenso wichtig wie die Sensibilisierung für die Lebensrealitäten migrantisierter und illegalisierter Menschen in Deutschland.


VORTRAG: »Die Bürokratie des Bösen: Abschiebungen als koloniales Vermächtnis und rassistische Praxis« – Antifaschistische Linke International
Datum: 21. März 2023, 19:00 Uhr
Ort: Jugendzentrum Bechtolsheimer Hof (b-hof) (Hofstraße 16, 97070 Würzburg)

Ob Ausländerbehörde, Polizei, Erstaufnahmeeinrichtungen oder BAMF – sie alle halten ein koloniales Machtverhältnis aufrecht. Die Kampagne »Die Bürokratie des Bösen – Niemand muss Ausländerbehörde sein« beschreibt, wie diese Institutionen ein tief verwurzeltes rassistisches Weltbild in gewaltvolle Realität umsetzen. Der Vortrag ergründet hierbei die Geschichte und Funktion von Abschiebungen sowie der Abschottungspolitik in Deutschland und Europa. Schnell wird hierbei klar: Bewegungsfreiheit für alle erkämpfen!


THEATER: »Die Falle: Ein Theaterstück über die geschlossene EU-Außengrenze und ihre Missverständnisse« Riadh Ben Ammar
Datum: 01. April 2023, 20:00 Uhr
Ort: Theater am Neunerplatz (Adelgundenweg 2A, 97082 Würzburg)

Man kann nicht an der Küste leben, ohne die andere Seite wenigstens einmal gesehen zu haben. In Tanger, Algier oder Tunis sitzen selbst die Katzen im Hafen und schauen auf die andere Seite. Alle wollen dahin. Die meisten träumen davon. Die jungen Leute, die es schaffen in Europa zu landen, versuchen alles, um nicht wieder mit leeren Händen zurückzukehren. Illegalität, Kriminalität und die ständige Angst abgeschoben zu werden sind ihr Alltag. Für das Recht auf Bewegungsfreiheit!
Im Anschluss an die Veranstaltung laden die Veranstalter*innen sowie der Produzent und Darsteller des Theaterstücks, Riadh Ben Ammar, zu einem offenen Gespräch und Austausch ein.


VORTRAG: »Migrant struggles against deportations« – Rex Osa, Aino Korvensyrjä
Datum: 04. April 2023, 19:00 Uhr
Ort: Jugendkulturhaus Cairo (Fred-Joseph-Platz 3, 97082 Würzburg)

Deportations have since 2015 again become a catch-all solution to social problems in Germany and the EU. Despite their long-standing political mobilisations, black and brown people affected by deportation are still often seen either as victims or (potential) criminals. Rex Osa (»Refugees4Refugees«) and Aino Korvensyrjä (University of Helsinki; »Migration Control«) emphasise that a critical practice against deportation needs to acknowledge the political agency of migrants, both their protests and everyday struggles against deportation. The speakers give an overview of such since 2015 in Germany and beyond, focusing on people from West Africa – and present the documentation project »Culture of Deportation«. More information can be found in their joint article on »Deportation Monitoring in Germany and Nigeria« (antiAtlas Journal #5).


VORTRAG + LESUNG: »Die Würde des Menschen ist abschiebbar: Realitäten deutscher Abschiebepraxis und Abschiebehaft« Mark Gärtner, Sebastian Nitschke
Datum:
28. April 2023, 19:00 Uhr
Ort:
Kellerperle (Am Studentenhaus 1, 97072 Würzburg)

Mark Gärtner (Podcaster bei »So Nicht Bestellt«) und Sebastian Nitschke (Co-Autor von »Die Würde des Menschen ist abschiebbar«) gewähren uns in ihrem Vortrag Einblicke in Geschichte, Bedingungen und Realitäten deutscher Abschiebehaft und Abschiebepraxis. Was erwartet Menschen, die unmittelbar von Abschiebung bedroht sind und wer sind sie eigentlich? Welches politische Kalkül steckt hinter dieser unmenschlichen Praxis? Was ist Abschiebehaft und wer ist davon betroffen? Anhand ihrer praktischen Erfahrungen im »Sächsischen Flüchtlingsrat« und der »Community for all – Solidarische Gemeinschaft statt Abschiebegefängnisse« werden die beiden Redner diese und weitere Fragen beantworten.


WORKSHOP: »Widerstand gegen Abschiebungen: Was Du selbst tun kannst« No Border Assembly
Datum:
09. Mai 2023, 18:30 Uhr
Ort:
Jugendkulturhaus Cairo (Fred-Joseph-Platz 3, 97082 Würzburg)

Abschiebungen können jeden Menschen ohne vermeintlich gesicherten Aufenthaltsstatus treffen. In einem an der Praxis orientierten Workshop zeigen Dir die Aktivist*innen der »No Border Assembly« Möglichkeiten des Widerstandes gegen Abschiebungen. Der Workshop zeigt sowohl Handlungsoptionen für Personen auf, welche (potenziell) von Abschiebung bedroht sind als auch für Menschen, die sich mit ihnen solidarisch zeigen. Anmeldungen für den Workshop sind auf der Seite der »Würzburger Woche gegen Rassismus« möglich.